Michael Weigelt ist langjähriger Geschäftsführer des GKV/TecPart – Verband Technische Kunststoffprodukte. Der GKV/TecPart ist als Trägerverband des Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie unter anderem zuständig für alle statistischen Fragen rund um die Kunststoffbranche. KunststoffInformation befragte den Experten aus aktuellem Anlass während der Jahrespressekonferenz des GKV am Aschermittwoch in Frankfurt.
Kunststoff Information:
Nach Jahrzehnten hat der GKV die BranchenAufteilung in der statistischen Darstellung der Kunststoffverarbeitung neu geordnet. Warum?
Michael Weigelt:
Nachdem das Statistische Bundesamtfür 2015 eine neue Aufteilung einzelner Wirtschaftszweige vorgenommen hat, haben auch wir uns als GKV daran gemacht, die komplette Statistik neu aufzusetzen. Seit Jahren schon hatte uns der große undurchsichtige Teil der „Sonstigen Kunststoffwaren“ gestört. In der Vergangenheit hatten wir immerhin schon die technischen Teile herausgezogen, was noch einigermaßen belastbar war. Viel größer aber war das Problem bei der Kategorie Platten, Folien, Schläuche und Profile aus Kunststoff. Hier wurden vorwiegend Umsätze der Bereiche Bau und Verpackung vermischt. Die lösten wir lange nach einem bestimmten Schlüssel auf, der aber eben mittlerweile veraltet ist. Nun haben wir die Güterprodukte den Branchenbereichen neu und eindeutiger als zuvor zugeordnet. Die Zahlen sind damit deutlich belastbarer geworden, und zugleich ist auch eine rückwirkende Zuordnung auf die Vorjahre durchführbar, um die Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Wichtig auch: Die Gesamtumsatz-Zahlen sind von alldem nicht betroffen.
Kunststoff Information:
Warum schneiden die Hersteller technischer Teile derzeit statistisch eher unterdurchschnittlich ab, obwohl der wichtige Automotive-Sektor weiter brummt?
Michael Weigelt:
Nun, die Fahrzeuge deutscher Marken werden heute schon zu rund zwei Dritteln im Ausland hergestellt, viele Zulieferer folgten ihren Kunden in diese Märkte. Die Unternehmen dort laufen meist als eigenständige Gesellschaft, so dass diese Umsätze in Deutschland nicht sichtbar werden, für das Statistische Bundesamt jedenfalls nicht. Die dennoch sehr zuversichtliche Stimmung im Branchenzweig erklärt sich dadurch, dass die Unternehmenslenker die Entwicklungen aller Standorte dagegen sehr wohl sehen. Und zudem: Die deutsche Pkw-Produktion ist im letzten Jahr offiziell nur ganz leicht um rund 1 Prozent gewachsen. Dagegen sind die 1,7 Prozent Wachstum der technischen Teile wieder überproportional.
Kunststoff Information:
Auch deutsche Zulieferer sind produktionsseitig in Mexiko engagiert. Wie schätzen Sie die Entwicklung im Zusammenhang mit den Ankündigungen des neuen US-Präsidenten ein?
Michael Weigelt:
Man sollte wohl nicht den Fehler machen, Botschaften, die weniger als 140 Zeichen haben, bereits als Masterplan zu deuten. Natürlich besteht viel Unsicherheit, allerdings sind noch keine Auswirkungen zu spüren. Das berichten zumindest TecPart-Mitglieder, die in Mexiko aktiv sind. 45 Prozent der in Mexiko gefertigten Fahrzeuge stammen von amerikanischen Herstellern, das sind rund 1,5 Mio Pkw. In den amerikanischen Hinterzimmern dürfte es intensive Gespräche geben, um nicht zu viel Schaden anzurichten. Die Pläne etwa von BMW und Mercedes dagegen, denen viele deutsche Zulieferer folgen, werden ohnehin unverändert fortgeführt. Darüber hinaus muss sich die amerikanische Regierung fragen lassen, wie sie die Waren aus Mexiko mit hohen Zöllen belegen will. Denn dazu müsste zunächst die NAFTA-Vereinbarung gekündigt und neu verhandelt werden. Damit haben es Mexiko und Kanada sicher nicht so eilig.Im Falle des Falles würden zudem erst einmal die WTORegeln gelten, die den Einfuhrzoll für Pkw nach Amerika auf 2,5 Prozent taxieren. Die amerikanische Regierung
müsste dann die WTO-Regeln brechen – ein enormer weltweiter Imageschaden. Ob eine US-Regierung selbst unter Trumpdas verantworten will?