Die ersten vier Monate bescheren der Branche ein deutliches Minus. Verpackung und Bau sind vergleichsweise stabil, Technische Teile und Konsum im Stresstest.
„Der April, der wie im Vorjahr die Osterferien beinhaltete, wird für viele Unternehmen der schlechteste der Unternehmens- geschichte sein!“ So kommentiert Michael Weigelt, verantwortlich im Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV) für die statistische Auswertung der Branche, die aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamtes, die der Branche im April einen Umsatzrückgang von minus 19 % attestieren und damit den Viermonatssaldo um 7,1 % unter das Vorjahr schick- ten.
Dabei sind die Zahlen durchaus differenziert zu betrachten. Die Hersteller von Kunststoffverpackungen konnten sich trotz re- duzierter Nachfrage nach Industrieverpackungen mit einem Minus von nur 1,8 % ebenso zu den Gesunden zählen wie die Bauindustrie, die mit nur minus 1,5 % ebenso gut dasteht, wenngleich das Umsatzminus im April im Vergleich zum Vorjahr im Bau mit rund minus 10 % deutlicher ausfiel als bei den Verpackungsherstellern, die um 4,2 % zurückgingen.
Im Konsum zeigen sich deutlich die Spuren der Ausgangsbeschränkungen und der Geschäftsschließungen, so dass im April der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 % zurückging und im Viermonatsvergleich nun um 11,5 % unter dem Vorjahr liegt. Die Vorgaben für Hersteller technischer Teile waren durch den abrupten Stillstand der Automobilindustrie, die in Deutschland im April nur noch 3 % der üblichen Menge an PKWs produzierten, katastrophal. Der Umsatzrückgang im April von dann nur 33,5 % dürfte für viele Verarbeiter in der direkten Automobillinie noch viel dramatischer gewesen sein. Ins- gesamt fehlen diesem Segment auf´s Vorjahr 14,5 % des Umsatzes.
Laut VDA wurden im Mai 66 % weniger Fahrzeuge als im Vorjahr gebaut und aus dem Inland gingen 46 % weniger Bestellungen ein. Für den weiteren Verlauf fehlen der Automobilbranche die erhoffen Impulse, die das Konjunkturpaket der Bundesregierung bringen sollte. Daher ist nicht mit einer schnellen Erholung für die Automobilzulieferer zu rechnen. Vielmehr wird erwartet, dass die Hersteller von technischen Teilen in diesem Jahr gezwungen sein werden, ihre Kapazitäten deutlich anzupassen.
Bessere Perspektiven werden für die Hersteller von Konsumgütern gesehen, da durch die Lockerung der Auflagen die Kauflaune wieder in die Geschäfte zurückgekehrt ist, wenngleich viele Konsumenten durch Einkommensreduzierung, die aus der Folge der Kurzarbeit herrühren, in ihrem Verhalten vorsichtiger sein dürften.
Für die Baubranche ist zu erwarten, dass die Lage ungemütlicher wird, da viele Industrie-Bauvorhaben verzögert zu Ende gebracht werden und neue Projekte vermehrt geschoben werden. Einzig für die Verpackungsbranche dürfte das Jahr nicht zum historischen Debakel werden. Lebensmittelverpackungen sind aufgrund ihrer unbestrittenen Schutzwirkungen gefragt, und der langsame Anstieg der Industrieproduktion dürfte auch dieses Segment in etwas bessere Monate führen.
Der Rückgang im Branchenumsatz wird sich jedoch in Summe über alle Sparten bis Jahresende eher noch vergrößern, da für wesentliche Teilsegmente nur schlechtere Werte als im Vorjahr zu erwarten sind. Dazu kommt noch die Belastung aus der Mehrwertsteuersenkung, da die Umstellung insbesondere für exportorientierte Unternehmen mehr Aufwand als Nutzen bedeutet. So bleibt zu hoffen, dass für die besonders betroffenen Unternehmen die „Beatmung“, die durch die Bundesregierung mit der Kurzarbeiterregelung, dem Konjunkturpaket und den Hilfskrediten zur Verfügung gestellt wurde, wirksam ist und eine zweite Infektionswelle verhindert werden kann.