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Frankfurt am Main, 24. Juni 2025 – TecPart begrüßt die Bemühung des Rates bezüglich einer marktnahen Umsetzung von Rezyklatquoten im Automobilsegment, einem industriellen Umfeld, das bereits stark unter regulatorischem und wirtschaftlichen Druck steht. Doch die Kombination aus Reduktion und stufenweiser Einführung von Quoten, parallelem Ausblenden verfügbarer Materialströme in der EU, Fragezeichen bei der Überprüfbarkeit von Rezyklaten aus dem nicht-EU Ausland und mehrschichtiger Ausnahmeregelungen ist kein solides Fundament für eine funktionierende und resiliente EU Kreislaufwirtschaft und die langfristige Nutzung von Rezyklaten im Automobilbereich. 

Quoten reduzieren und gleichzeitig Materialströme ausblenden?

„Wir halten eine höhere Einstiegsquote als die im Ratsvorschlag genannten 15% für machbar,“ so Frank Stammer, verantwortlich für Kreislaufwirtschaft beim TecPart, allerdings nur unter Einbezug von pre-consumer/post-industrial Rezyklaten, die bereits heute eine wichtige Quelle für Rezyklate in technischen Kunststoffen sind.

„Diese recycelten Werkstoffe sind verfügbar, hochwertig und einsetzbar in technischen Anwendungen. Sie zu ignorieren bedeutet, in Europa vorhandene, klimaschonende Alternativen zu Neuware ungenutzt zu lassen“, so Frank Stammer. Auch im Kontext absehbarer Materialknappheit und grundsätzlich steigender Kosten für Rohstoffe sei es nicht nachvollziehbar, warum diese Rezyklatmengen unberücksichtigt bleiben sollen. „Wer es mit der Kreislaufwirtschaft ernst meint, muss alle technisch geeigneten Abfallströme und die daraus herstellbaren Rezyklate berücksichtigen – auch solche aus industriellen Prozessen“, ergänzt Michael Weigelt Geschäftsführer des TecPart.

Importierte Scheinrezyklate und Flut an Ausnahmeregeln schwächen EU Kreislaufwirtschaft

Beim Import von Rezyklaten aus Nicht-EU-Ländern muss sichergestellt werden, dass diese den EU-Vorgaben entsprechen. „Klare Regularien sowie Standards sind essentiell und müssen lückenlos greifen, sonst verpuffen die Bemühungen der EU-Akteure. Wir fordern ein faires Spielfeld für alle: Wer Rezyklat auf den EU-Markt bringt, muss die Vorgaben der EU überprüfbar erfüllen,“ erklärt Frank Stammer.

Ein weiterer Punkt: die vorgesehenen Ausnahmeregelungen sind vage, daher kaum überprüfbar und kommen in ihrer Diversität einem Freifahrtschein gleich, um auf Rezyklate zu verzichten. „Die Aspekte der Ausnahmeregelungen wie technische Hürden, knappe Verfügbarkeit und steigende Preise sind absehbar. Sie liegen in der Natur der Dinge, wenn man auf einen knappen, neuen Rohstoff umstellt. Wir dürfen diese notwendige Transition nicht blockieren, sondern müssen ihr mit entschiedenen Investitionen begegnen,“ kommentiert Michael Weigelt weiter. 

„Die Herstellung von Rezyklaten in Europa muss von Belastungen befreit werden. Dies wird Investitionen in die Infrastruktur ermöglichen. Eine lohnende Kreislaufwirtschaft ist eine funktionierende für alle Akteure und erhöht damit den Rezyklateinsatz automatisch,“ appelliert Michael Weigelt.